Am 30. September 2025 tagte der Stadtbezirksbeirat Plauen in der Aula des Plauener Gymnasiums. Warum weiß ich zwar auch nicht, ist aber nun mal so.
Wir starten mit einer Vorlage aus dem Stadtrat in die Sitzung, welche uns bittet, die Kita Nöthnitzer Straße dicht zu machen. Anwesend sind Vertreterinnen vom Eigenbetrieb (EB) Kita, die uns die Gründe schildern: Das Angebot an Kita-Plätzen mit 30.000 ist aktuell höher als der eigentliche Bedarf von 28.000. Die Kita in Plauen ist mit 50 von 70 Plätzen ebenfalls nicht ausgelastet und Prognosen bis ins Jahr 2045 ergeben auch keine Aussicht auf Auslastung. Zudem gibt es einige Probleme mit dem Gebäude: Der Denkmalschutz steht den baulichen Bedarfen entgegen, die Sanitäranlagen sind sanierungsbedürftig, das Trinkwasser leidet unter einem Legionellenbefall und die gesamten Sanierungskosten würden sich auf 4,5 Millionen belaufen. Das kann und will sich niemand leisten, besonders nicht unter mangelnder Auslastung und somit erscheint es schlüssig, den Laden zu schließen. Das Inventar ist bereits an andere Kitas verteilt, die Kinder wurden entsprechend ihren Wünschen in andere Standorte vermittelt und man spart sich 82.000 € pro Jahr an Hauskosten (Hausmeister, Instandhaltung, Betriebskosten, …). Frau Dr. Zies (AfDoof) beweist wieder einmal trotz ihres hohen Alters eine bemerkenswerte kognitive Aufmerksamkeitsspanne und Zuhör-Fähigkeit und bereichert das Gremium mit dem Hinweis, dass sie als langjährige Arbeitsrichterin viele Fälle gesehen hat, wo Kita-Personal entlassen und später doch wieder benötigt wurde, weil es zum Kinder-Boom kam. Sie fragt, ob sich darüber mal jemand Gedanken gemacht hätte und ob es Prognosen gibt, die zeigen, dass es vielleicht doch nicht zu einem spontanen Baby-Boom (wie der letzte vor 20 Jahren) kommen könnte. Ja, ja, nein. Der Antrag wird bestätigt.
Dort wo ein Laden dicht macht, boomt (nein, keine Babys, zumind. nicht nur) es bei einem anderen: Das Familienzentrum Brücke des Frauenförderwerks auf der Budapester Straße bietet Vernetzungs-, Mitmach- und Beratungsangebote an und verzeichnete seit Öffnung im März diesen Jahres bereits 57 Beratungen, 7 größere Veranstaltungen und 768 Besucher. Vor wenigen Monaten förderte der Stadtbezirksbeirat den Bau einer Küche im Begegnungsraum. Nun stellte man aber fest, dass das aktuelle Inventar an Geschirr, das nur für 28 Personen reicht, dem Bedarf nicht mehr gerecht werden kann. Es müssen mehr Geschirr und mehr Sitzmöglichkeiten her – der SBR soll das mit 4.400 € ermöglichen. Hr. Lämmel (CDU) zählt auf, was dem Familienzentrum bisher alles gefördert wurde und fragt wann diese elendigen Gierschlunde endlich mal den Halse voll bekommen (sinngemäß). Die Antragstellerin bedankt sich noch einmal für die bisherige Unterstützung und versichert, dass dieses Jahr keine weiteren Anträge geplant sind. Parallel schaue man sich selbstverständlich auch immer nach anderen Fördermittelgebern um. 2 CDU-Vertreter (die soll ich ja nicht genderkonform ansprechen) haben sich enthalten, der Rest stimmt zu.
Im dritten Sitzungspunkt segnet der liebe Gott den Stadtbezirksbeirat mit einer klitzekleinen Bitte um schlappe 17.000 € für feinste Veranstaltungstechnik. Die Zionskirche hat mit ihrem „Living-Water“-Projekt einen Jugendgottesdienst etabliert, aus dem auch Veranstaltungen wie Bandproben & Konzerte entsprungen sind. Für die Fortführung dieses Projektes sei es wohl unabdingbar, für den 120-Personen-Raum (keine Ahnung wie man das nennt, dort wo halt Stühle sind und gebetet wird) eine Licht- und Soundanlage für stolze 83.000 € zu installieren. 13.000 gibt die Kirche selbst dazu, 55.000 kommen aus Drittmitteln (Kirchenämter & -Verbände), 17.000 sollen wir dazuschießen. Aktuell werde wohl private Technik verwendet, die pro Veranstaltung 6h Auf- und Abbau koste. Hier möchte ich erste Zweifel säen, wusste allerdings noch nicht, wie sehr wir über den Tisch gezogen werden würden. Die Zionskirche kann für private Veranstaltungen gemietet werden und ich fragte erstmal nach, ob sich die Mitgebühr dann mit einer z.T. von uns geförderten Anlage erhöhen würde. Mehr Ausstattung führt auch zu erhöhten Mietpreisen, eine grobe Summe konnte man mir nicht nennen. Tino Wehner (Linke), ebenfalls verwundert über die hohe Summe, fragte nach, warum das so teuer sei und ob es wirklich nötig ist. Die Kirchenvertreterinnen beteuerten, sich mehrere Angebote eingeholt zu haben und auch vom Soundhaus die Bestätigung bekommen zu haben, dass dieses Angebot noch eins der günstigen ist. Darüber hinaus fährt die Jugend ja auch voll auf Lichttechnik ab, da kostet alleine die Traverse für viel Geld und heutzutage nutzen die Künstlerinnen ja auch keine Monitor-Boxen mehr um sich selbst & ihre Bandkolleginnen beim Spielen zu hören, sondern In-Ear-Kopfhörer (Auch das ist Auslegungssache, welche Standards man bedienen möchte und welche Veranstaltungen geplant sind. In-Ears sind teuer, aber nicht automatisch besser, sondern nur ein anderes Medium für akustisches Feedback.). Im Nachhinein ärgere ich mich sehr, die Finanzierungstabelle nicht eher im Detail überprüft zu haben. Ganz genau darf ich hier nicht rezitieren, um welche Firma es sich handelt oder wie viel einzelne Posten kosten, deswegen arbeite ich fortführend mal mit „ungefähren“ Angaben. Für Kauf und Installation der Anlage soll eine Soundfirma aus Eschweiler beauftragt werden. Das liegt ungefähr 640 km von Dresden entfernt. Für jeden gefahrenen Kilometer wird ungefähr fast ein dreistelliger Cent-Betrag berechnet. Für jeden Technikerin/Monteurin sind ungefähr fast ein dreistelliger Euro-Betrag pro Stunde und ungefähr etwas mehr als ein dreistelliger Euro-Betrag pro Übernachtung pro Person in Dresden fällig. Nicht nur diese organisatorischen Posten sind sehr heftig, auch die Technik itself. Verbaut werden soll eine Traverse (Metallkonstruktion zur Deckenbefestigung von Licht, Ton, Beamer, Deko etc.) für ungefähr etwas mehr als einen mittleren dreistelligen Euro-Betrag pro 3,5m inkl. einer Pulverbeschichtung für ungefähr einen hohen dreistelligen Euro-Betrag. An diese Traverse sollen dann mehrere Moving Heads (sich bewegende Lichter) für ungefähr etwas mehr als einen vierstelligen Euro-Betrag pro Stück. Veredelt wird die ganze Installation auch mit einem Beamer auf Theater-Niveau für ungefähr einen fünfstelligen Euro-Betrag sowie einem 19 Zoll Serverschrank zur Unterbringung der Gemeindetechnik für ungefähr etwas mehr als einen vierstelligen Euro-Betrag. Ohne das man groß von Veranstaltungstechnik Plan haben muss, sollte ersichtlich sein, dass 83.000 € für einen 120-Personen-Raum maßlos übertrieben sind. Leider ist mir und den Kolleg*innen von R2GO erst im Nachhinein aufgefallen, wie viel Geld hier eigentlich für was ausgegeben werden soll. Andernfalls hätte sich das Votum sicherlich anders verhalten. Ich habe mich ohnehin enthalten, der Antrag wurde jedoch angenommen.
Gottes Segen wacht auch weiterhin über die Sitzung. Die Lukaskirche beantragt 568 € um ihr jährliches Martinsfest mit Umzug zu veranstalten. Das gibt’s seit Jahrzehnten, also recht unspannend. Die Kirche selbst gibt 120 € dazu, Hr. Lämmel zeigt sich aber verwundert darüber, wieso dieses Jahr eine Förderung beantragt wird – sonst ging es immer ohne. Das Jugendpfarramt hat bisher immer unterstützt, kann das dieses Jahr allerdings nicht tun. Nach einem ewigen Hin- und Her darüber, wie das Konzept „Kollekte“ funktioniert und an wen die Gelder gehen, meldet sich unser Stadtbezirksamtsleiter Hr. Fiebig mit einem Redebeitrag. Er bezieht klar Stellung, spricht sich proaktiv für das Anliegen aus und betont, dass er mit dieser Idee auch bewusst auf die Kirche zugegangen ist. Natürlich sollte ein Amtsleiter die zentralen Institutionen im Bezirk im Blick behalten, nach Bedarfen fragen und auf Fördermöglichkeiten hinweisen, aber oft habe ich das Gefühl, wir kriegen im SBR nur die Anträge vorgesetzt, für die die Stadt kein Geld haben will und wir stattdessen blechen sollen oder bereits vorgekaute und mit den Trägern abgesprochene Projektumsetzungen aus dem Stadtbezirksamt. Hier also ein kleiner Call-To-Action: Wenn ihr selbst Teil einer Initiative seid oder eine kennt, die im Stadtbezirk Plauen ansässig ist oder hier eine Veranstaltung umsetzen möchte, kontaktiert mich gern über gängige Plattformen für eine Beratung in Sachen Fördermittelantrag. Förderfähig sind konkrete Projekte, dazu zählen auch Anschaffungen. Nicht-förderfähig sind Personal- und Mietkosten.
Gegen Ende der Sitzung beschließen wir noch ein Galerieschienensystem im Wert von 2.500 € für das Plauener Rathaus, um dort künftig Arbeiten von Künstler:innen aus der Umgebung auszustellen und bezuschussen das 7. Plauener Lichterfest am 26. November durch die Volkssolidarität Dresden mit 990 €.
Unter dem Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ wird aus dem Toilettenkonzept der Stadt informiert, dass eine öffentliche Toilette in Plauen weg kommt (ich weiß leider nicht mehr wo). Stattdessen werden Ideen für einen neuen Ort gesucht. Falls ihr schon immer mal irgendwo im Bezirk sauber und legal pissen gehen wolltet – schickt mir eure Vorschläge zu!

