Sachsenbad – Besichtigung und Projektvorstellung im SBR Pieschen am 06.05.2025

Nachdem bisher die Causa Sachsenbad vor allem durch Intransparenz und Hinterzimmer-Entscheidungen der Stadt gekennzeichnet war, versuchte sich die Stadtverwaltung in einer Charme- und Transparenzoffensive und ermöglichte interessierten Stadtbezirksbeiräten am 06.05.2025 eine Besichtigung des Sachsenbades, bevor dann in der eigens auf 18:30 verschobenen SBR-Sitzung eine Vorstellung des aktuellen Projektstandes erfolgte.

Herr Powileit und Frau Jung vom Investor – der Montis-Gruppe – sowie die Amtsleiterin für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft Frau Kerstin Zimmermann hatten Kleingruppen der Stadtbezirksbeiräte für 17:00 bzw. 17:30 zur Besichtigung eingeladen, weil größere Gruppen die Statik des Gebäudes beeinträchtigen würden.

So fanden wir uns 17:00 ein – und standen vor verschlossener Tür. Die Vertreter der Montis versuchten bereits seit einer halben Stunde die einzige Zugangstür zum Gebäude zu öffnen. Angeblich sei das Schloss manipuliert. Ohne Fachmann zu sein würde ich behaupten, dass es einfach der falsche Schlüssel war. Dem dann hinzugezogenen Fachmann gelang es dann gegen 18:00, die Tür zu öffnen. Letztendlich betraten dann alle interessierten Stadtbezirksbeiräte, ordnungsgemäß mit Bauhelm geschützt, mit den Vertretern der Montis das Gebäude, die Vertreter der Stadtverwaltung verzichteten.

In der Wartezeit gab es ein paar interessante Randinformationen. 

So erfülle der Stahlbeton aus den 20er Jahren nicht mehr heutige Brandschutzanforderungen. Die Betonüberdeckung des Baustahls sei zu dünne und würde abplatzen und den Stahl freilegen (was man am Hochbehälter auch von außen sehen konnte). Damit sei nach heutigen Brandschutzanforderungen ohne aufwändige und teure Betonsanierung eine Nutzung für ein Schwimmbad ausgeschlossen, eine Büronutzung aber möglich. Besonders stark geschädigt sei der markante hintere Anbau mit dem Hochbehälter, der nicht erhalten und abgerissen werden müsse. 

Sachsenbad – Hochbehälter

Ebenso sei der vordere Teil des Gebäudes (früherer Spa-Bereich) stark geschädigt, so dass ein neuer geplanter Spa-Bereich nicht wieder dort angeordnet werden könne.

Das stimmt nicht mit den späteren Erläuterungen in der Sitzung überein, die diese besonders starken Schädigungen im mittleren Teil des Baus verorten.

Die Besichtigung des Sachsenbades selbst hinterlässst ein seltsames Gefühl. Einerseits ist der Raum – auch wenn aufgrund Abdeckung des Glasdaches aus Sicherheitsgründen ziemlich dunkel an diesem sonnigen Nachmittag – beeindruckend. 

Dem projektverantworlichen Herrn Powileit ist die Faszination für dieses Bauwerk anzumerken, das „seiner Zeit weit voraus war“. Besonders beeindruckt zeigt er sich von den großen Kanälen für Installationen und Fußbodenheizung, die das gesamte Gebäude durchziehen, und den langen Trägern über der eigentlichen Schwimmhalle, die in Wirklichkeit kurz und zusammengesetzt und an der Dachkonstruktion aufgehängt sind.

Andererseits herrscht der Charme eines Lost Place. Schutt und Müll liegen überall herum, Graffitti einschließlich Hakenkreuze sind allgegenwärtig.

Gleichwohl verstärkt sich nach der Besichtigung die Überzeugung: dieses faszinierende Bauwerk muss erhalten werden.

In der Sitzung des SBR selbst stellen Frau Kerstin Zimmermann, Amtsleiterin für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft, Herrn Architekt Jens Zander sowie Herr Powileit und Frau Jung von der Montis-Gruppe den aktuellen Planungsstand zum Sachsenbad vor. Zunächst versichert Frau Zimmermann, in der Vergangenheit sei die Kommunikation nach außen „nicht optimal“ gewesen. Sie verspricht – meiner Meinung nach wenig überzeugend – Besserung und will dem SBR künftig regelmäßig berichten.

Nebenbei wird mitgeteilt, dass ein Bauvorbescheid für die Sanierung bereits erteilt worden sei. 

Das Gebäude habe „einige Überraschungen“ bereitgehalten, die eine Verlängerung der ursprünglich vereinbarten Frist im Juni 2024 auf 2026 erforderlich gemacht hätten. Insbesondere im mittleren Teil des Bades seien Feuchtigkeitsschäden festgestellt worden, die die ursprünglich vorgesehene Nutzung ausschließen würden. Der markante Hochbehälter sei so geschädigt, dass er nicht erhalten werden könne sondern abgerissen werden müsse. Darunter befinde sich ein Tiefkeller zur Kohlenlagerung, dessen genaue Lage noch ermittelt werden müsse. Dort werden – ohne nähere Erläuterung – Schadstoffe und Kontaminationen vermutet, die eine aufwändige Beseitigung erforderlich machen könnten. Die Kosten dafür werden mit einem mittleren 6stelligen Betrag veranschlagt.

Da fügt es sich für den Investor ganz gut, dass Ende 2026 das Blockheizkraftwerk der SachsenEnergie auf den hinter dem Sachsebad liegenden Grundstück der Stadt abgeschrieben ist und der Pachtvertrag endet. Dieses Grundstück will Montis erwerben und für einen Erweiterungsbau nutzen. Erst auf Nachfrage gibt Frau Zimmermann an, dass sich Kaufvertrag und Stadtratsvorlage dafür bereits in Vorbereitung befinden und der Stadtrat nach der Sommerpause darüber entscheiden soll – soviel zur angekündigten neuen Transparenzoffensive.

Auf meine Nachfrage wird von Architekt und Montis angegeben, dass durch den Abriss und die Beschädigungen mit Mittelteil ca. 1.800 m² „Ertragsfläche“ (also vermietbare Fläche) wegfallen. Ausdrücklich als „wirtschaftliche Kompensation für die entfallenden Flächen im Anbau und Hauptgebäude sowie den Mehraufwand für die Sanierung“ wird daher der Anbau geplant, der mit 3.000 – 4.000 m² Ertragsfläche fast noch einmal soviel Nutzfläche bietet, wie das eigentliche Sachsenbad. 

Ohne diesen Anbau sei der Bau für den Investor „nicht mehr wirtschaftlich darstellbar“ – zu Deutsch: der Investor hat sich verkalkuliert, die „Katze im Sack“ gekauft und versucht nun, durch eine (kostengünstige) Erweiterung des Baus doch noch seinen Gewinn zu erzielen. Auf die explizite Nachfrage von Stadtbezirksbeirat Herrn Socher, ob Montis einen Rücktritt vom Kaufvertrag plant, wenn der Erweiterungsbau nicht kommt, wird von den Montis-Vertretern ausweichend geantwortet. Grundsätzlich sei das „im Erstfall“ möglich, man habe dazu aktuell aber „keine Gedanken“. 

Auf der anderen Seite stellt Frau Zimmermann – die insgesamt recht befangen für dieses Projekt und den Investor wirkt – für die Stadt klar, dass die Stadt „unter keinen Umständen“ das Sachsenbad zurück haben will und „fast alles dafür tun“ werde, damit dieser Fall nicht eintritt.

Auf weitere Nachfrage teilt Montis mit, dass auch bei einem Erweiterungsbau das Nutzungskonzept erhalten bleibe: ein Mix aus Büro (das Buzzword „Co-Working-Space“ fällt), Gesundheit und Gastronomie mit einem „öffentlichen Bezug“ – also anmietbaren Räumen für Veranstaltungen. Man sei mit einer Freien Schule in Gesprächen über eine Anmietung von Flächen im Erweiterungsbau.

Zur Gebäudesichtung äußert Frau Jung von der Montis: „Wir sind stets bemüht“. So sei das Dach gesichert und die Oberlichter entfernt bzw. gegen Arbeitsbühnen gewechselt worden. Eine absolute Sicherheit sei nicht zu gewährleisten.

Auf Nachfrage teilt Montis mit, dass bei gutem Verlauf in einem Jahr die Bauarbeiten, die dann weitere 2 Jahre dauern sollen, beginnen könnten.

Wesentlicher Punkt für den SBR war die Frage, ob ein zukünftiges neues Sachsenbad auch bei einem Erweiterungsbau der Montis noch wie geplant hinter dem alten Sachsenbad im Bereich der jetzigen Tennisplätze angeordnet werden könnte. Mit dem Tennisverein sei man in Verhandlungen, die Tennisplätze zu verlegen. Vorzugsvariante derzeit sei das Gebiet des alten Leipziger Bahnhofs – dessen Status und Stand der Verhandlungen mit Globus allerdings unklar ist. Insgesamt wirkt es so, als wolle man alle Nutzungen, für die man anderswo keinen Platz findet, trotz ungeklärter Situation dorthin verlegen. 

Frau Zimmermann äußert dazu, ihr lägen schriftliche Stellungnahmen der Dresdner Bäder GmbH und des Stadtplanungsamtes vor, dass dies grundsätzlich möglich sei. Allerdings sei insbesondere der Lärmschutz nicht geklärt. 

Hier verlangt der SBR eine klare schriftliche Stellungnahme und ein Bekenntnis der Stadt, damit diese wohl einzige Möglichkeit eines Neuen Sachsenbades nicht voreilig bei einem Grundstücksverkauf an Montis vereitelt wird.

Insgesamt rügen zahlreiche Stadtbezirksbeiräte die Intransparenz der Stadt bei dem empfindlichen Bauvorhaben und verlangen Garantien des Investors und der Stadt zu den getroffenen Aussagen. Holger Kunig (Grüne) bringt es auf den Punkt: „Ich vertraue Ihnen nicht“.

Insgesamt bleibt ein sehr zwiespältiges Gefühl.

Einerseits wird hier ein Investor, der sich offenbar verkalkuliert hat, hofiert und „Deals“ werden intransparent in Hinterzimmern geschlossen. Andererseits muss beim aktuellen Bauzustand des Sachsenbades und dem 30jährigen Versäumnis und Versagen der Stadt Dresden endlich was passieren, um das beeindruckende Baudenkmal des Sachsenbades grundsätzlich zu erhalten. Besonders Sorge macht mir die Vorstellung, dass so lang nichts unternommen wird, bis noch mehr ruinös wird und damit der Denkmalschutz umgangen werden kann.

Eine informelle fraktionsübergreifende Gruppe von Stadtbezirksbeiräten zum Sachsenbad , zu der ich gehöre, wird sich weiter mit dem Sachsenbad beschäftigen und Stadt sowie Investor genau auf die Finger schauen.

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